Jahrhundertchance für den Ortsplatz wird mit Füßen getreten!

Die Mitglieder des Ortsentwicklungsvereins haben in den letzten Jahren durch ihre Arbeit, bei der alle an einen Tisch geholt wurden, viele in Hörsching wachgerüttelt. Visionen und Masterpläne wurden gemeinsam mit der Bevölkerung und politischen Vertretern entwickelt. Dadurch bekamen viele Ortsplatzanwohner wieder eine Perspektive, dass sich doch noch etwas am Ortsplatz von Hörsching in eine belebende Richtung entwickeln könne. So waren einige bereit, ihre Immobilie für die Belebung der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Chance haben wir die Möglichkeit, nun in sinnvollen Zusammenhängen von Gebäuden und Flächen bis zum Grünraum im Ortszentrum (Zentrumspark), der eine nachweislich wichtige Rolle für das sich Wohlfühlen spielt, zu denken und notwendige Zusammenhänge zwischen Nutzungen wieder herzustellen (z.B. Fleischhauer, Bäcker, Regionalladen, Konditorei, Kaffeehaus, Mediathek, Kleinkulturraum, Physiopraxis, Ärzte und viele mehr). Wir haben somit eine „Jahrhundertchance“, den Ortsplatz von Hörsching wieder nachhaltig zu beleben. Diese Jahrhundertchance bezieht sich aber nicht nur auf den Ortsplatz, sondern auch auf das Identitätsgefühl der Menschen von Hörsching, die durch ein anziehendes, belebtes Zentrum auch wieder das Gefühl bekommen, gerne hier zu leben und stolz auf ihren Heimatort zu sein. Eine Jahrhundertchance im wahrsten Sinn des Wortes – und wir setzen uns dafür ein, dass diese nicht einfach mit Füßen getreten wird, sondern ernsthaft und in der Verantwortung für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen in entsprechender Qualität und Sinnhaftigkeit umgesetzt wird.

Öhlinger-Haus

Wir können das Argument nachvollziehen, dass bei einem Neubau des Hauses baurechtliche Belange (neue Hochwasserschutzzone) besser und kosteneffizienter erfüllt werden können. Doch geht es aus unserer Sicht im Wesentlichen auch darum, dass der Ortsplatz stimmig im Hinblick auf die architektonische Ausgewogenheit zwischen traditionellem und modernem Erscheinungsbild bleibt. Wenn aus Kostengründen neu gebaut werden soll, ist aus unserer Sicht unbedingt zu beachten dass die architektonische Neugestaltung des Gebäudes im harmonischen Zusammenspiel mit den anderen platzbeschreibenden Gebäuden und Elementen entstehen muss. Ideal dafür ist ein Architekturwettbewerb, um hier möglichst viele Anforderungen zu implementieren (wie z.B., dass natürlich traditionelle, derzeit bestehende Elemente mit aufgegriffen werden sollen), und um die besten Ideen für dieses Ziel zu erhalten und auch gemeinsam mit der Bevölkerung in einer Jury zur Abstimmung bringen.
Auch das Sanieren eines alten Hauses bringt viel Flair aus der belebten Vergangenheit mit sich, was bei einem Neubau unwiederbringlich beseitigt würde.
Derzeit gehen die Überlegungen von Bürgermeister und Amtsleiter in die Richtung, dass nun plötzlich die Musikschule und die Mediathek in dieses Gebäude kommen sollen! Allein die Flächenbedarfe der Musikschule (ca. 300m²) wären dazu schon sehr flächenfüllend.
Möglicherweise steht hier die Not nach endlich vorzeigbaren Fortschritten, nicht jedoch die nachhaltige Ortsentwicklung im Vordergrund. Zukunftsweisende Denkrichtung wäre, Nutzungen, die sich noch weiter entwickeln können und sollen (z.B. Musikschule) in Gebäuden unterzubringen, in denen dies auf Grund der räumlichen Situation auch möglich ist (z.B. im Haus der Begegnung), und kleinstrukturierte Nutzungen (z.B. Lernwerkstatt, Kreativangebot, Kleinveranstaltungen) dort, wo ein entsprechend beschränkter, intimer Rahmen gegeben ist (z.B. im Öhlingerhaus).
Unsere Konzepterarbeitungen mit der Bevölkerung und Gemeindevertretern sahen vor, dass sich die gewachsene Geschichte des Öhlinger-Hauses im Erdgeschoss durch eine Bäckerei wiederfinden soll. Die herrliche Südseite sollte als einladender Gastgarten, von dem man den gesamten Ortsplatz überblickt, errichtet werden, sodass sich die Menschen, die dort sitzen und jene, die daran vorbeifahren wollen, angezogen fühlen und dies ein täglicher Ort des sich-Treffens und Austauschens werden könnte. Wesentlich in diesem Plan ist auch die Synergie zum Fleischhauer und zum Regionalladen, die sich in der gleichen Häuserfront wiederfinden würden. Im Obergeschoss könnte die Mediathek sowie ein Kleinkulturveranstaltungsraum, der multifunktionell genutzt werden kann (Lernwerkstatt, Lesezirkel, Kleinvorführungen, Kleinveranstaltungen aller Art,..), in Symbiose mit der Bäckerei koexistieren. D.h. Es werden Mehrfachnutzungen auf relativ kleinem Raum erzielt. Auch das Thema „Geschichte von Hörsching“ sollte in diesem Haus durch einen kleinen Raum oder andere Möglichkeiten wie z.B. wechselnde Gangbilder, lebendig werden können. Ein Raum für die ortsansässigen Kreativhandwerker und Künstler böte die Chance, dass auch dadurch unterschiedliche Menschen angezogen werden. Im Hof des Gebäudes könnte eine Räumlichkeit für Menschen entstehen, die sich hier durch Handwerk, Reparatur, Experimente, usw. in einer Art Werkstattlabor austauschen und treffen könnten (siehe www.otelo.or.at http://www.otelo.or.at/de/was-ist-otelo-die-otelo-idee). In dieser von uns zusammengeführten Konstellation könnten alle in diesem Haus von der Frequenz der anderen profitieren und somit als erstes, neu belebtes Gebäude am Ortsplatz selbsterhaltend lebendig werden – und überleben!

Haus der Begegnung

Der Name „Haus der Begegnung“ stand für uns im Zusammenhang mit den Wünschen aus den zahlreichen Bevölkerungsworkshops, dass es ein Haus am Ortsplatz geben soll, das unterschiedliche Begegnungen der Bevölkerung unterstützen kann. So zum Beispiel die Musikschule, ein Kleinveranstaltungsraum (in Mehrfachnutzung mit der Musikschule), eine Therapiepraxis, unterschiedliche Ärzte, kleine Geschäfte (siehe Ortsplatzdialog) und etliches mehr. Dieses Gebäude wäre sehr markant am neuen Ortsplatz und sollte daher auch die Möglichkeit bieten, über eine einladende große Treppe dem Ortsplatz eine „Bühne“ zu geben, sodass mögliche Veranstaltungen am Platz keine zusätzlichen Aufbauarbeiten verursachen sollten und diese jederzeit genutzt werden könnten.
Die Nutzung wurde für diesen Standort nun durch Amtsleiter und Bürgermeister dahin verdreht, dass in dieses Haus ausschließlich ein Ärztezentrum mit Wohnungen und Bäckerei kommen soll.
Wir sind der Meinung dass diese Konstellation eine unglückliche und vor allem gegenseitig wenig befruchtende ist.
Weiters denken der Bürgermeister und der Amtsleiter darüber nach, dieses Haus von einem Bauträger oder einer Genossenschaft oder einem Generalübernehmer errichten zu lassen, was aus unserer Perspektive eine sehr schlechte Variante wäre:
Zielkonflikte sind hier vorprogrammiert, denn ein Bauträger will im Regelfall Gewinnmaximierung und hat wenig Interesse an großen Belebungen (Parkplätze), denn dann würden seine Wohnungsmieter wieder unglücklich werden. Auch der Anspruch auf eine eventuell etwas aufwändigere Architektur, um andere Nutzen für den Platz zu generieren, steht für den Wohnbauträger bestimmt nicht auf seiner „dafür-investiere-ich-gerne-Liste“. So ergibt sich für uns die große Sorge, dass dieses Vorgehen eher zu einem „effizienten Bauklotz“ führen würde. Wir sehen in dieser Idee unser aller Hauptinteresse – nämlich die Belebung und Verbesserung unseres Ortsplatzes – massiv gefährdet!
Auch die Chance, dass wir mit einer Tiefgarage endlich ausreichend ortsnahe Parkplätze hätten, würde dadurch voraussichtlich nicht umsetzbar sein.

Krabbelstube, Eigentumswohnungen, Eltern-Kind-Zentrum – bleibt noch Platz für einen Park?

Die Bevölkerung hat bereits in vielfacher Hinsicht bestätigt, wie schön es ist, dass es eine große Grünfläche in Ortsplatznähe, den Zentrumspark, gibt. Nutzungen wie Rodeln im Winter, Spielen in der Wiese, Singkreise und Kleinveranstaltungen zeigen, dass es – wie in vielen namhaften Studien bestätigt – wichtig ist, eine grüne Fläche im Zentrum eines Ortes zu haben. Uns gegenüber wurde auch immer wieder mit vielen Wünschen aus der Bevölkerung untermauert, dass es diese Möglichkeiten zukünftig in dieser Form weiter geben soll. Bei den derzeit grob formulierten Vorstellungen scheint kaum mehr Raum für eine ihrem Namen gerecht werdende Parkfläche berücksichtigt zu sein.
Dass diese Flächen auch zusätzliche Nutzungen wie Krabbelstube, Eltern-Kind-Zentrum und einer dual genutzter Freifläche (Spielwiese = Teil des Zentrumsparks) sowie einige Wohneinheiten für ein Generationenwohnen (klar kommunizierte Toleranz für Jung und Alt) beinhalten kann, war auch in unseren Überlegungen vorgesehen. Doch ist es uns wichtig, hier eine ansprechende Architektur zu wählen, denn das wird entlang der Straße auch die Eingangspforte des Ortsplatzes werden. Hier muss es einladend aussehen! Verbaut man diese Straße unpassend, kann es schnell lieblos und erdrückend wirken.
Doch unser Bürgermeister und der Amtsleiter denken darüber nach, diese wertvollen Flächen von einem Wohnbauträger verbauen zu lassen.
Neben den oben beschriebenen Interessenkonflikten (Gewinnmaximierung und nicht Gemeinwohlmaximierung), die wohl oder übel auftauchen werden, sehen wir dies auch insbesondere deshalb kritisch, weil uns viel an dieser Pforte des Ortes liegt und wir hier keine verheerende Bausünde sehen wollen! Eine geplante Verschiebung der Gebäude in die Grünfläche um Parkplätze für die Bewohner neben der Straße zu errichten, ist ebenfalls ein verheerender Flächenverbrauch, der im zentrumsnahen Wohnbau in anderen Gemeinden und Städten in der Regel über nicht sichtbare Tiefgaragen vorgeschrieben und realisiert wird. In diesem speziellen Fall würde sogar die Hangneigung den Geschoßbedarf der Tiefgarage vollständig kompensieren.

Nutzungskonzept

Durch die kurzfristigen und kurzsichtigen Verschiebungen der Nutzungen von einem Haus in ein anderes durch Bürgermeister und Amtsleiter wurden plötzlich viele von unseren Konzepten für sich gegenseitig sinnvoll befruchtende Nutzungen vom Tisch gewischt.
Wir vom Ortsentwicklungsverein haben uns in der Vergangenheit sehr intensiv und lange mit sinnvollen Zusammenhängen auseinandergesetzt. Wir haben Studien und Beispiele, wie es wo gut funktioniert, herausgearbeitet und das auch mit der Bevölkerung gemeinsam hinterfragt.
Aus unser Sicht ist es unverständlich, dass die gemeinsam erarbeiten Nutzungszusammenhänge nun über Bord geworfen werden und es ausschließlich um eine wertmaximierende Bebauung geht.
Uns war von Anfang an bewusst, dass es nicht möglich sein wird, alle „Baustellen“ auf einmal in Angriff zu nehmen. Daher sah unser Konzept eine schrittweise Entstehung vor – bei der es von essentieller Bedeutung ist, dass die Nutzungen eines Gebäudes unabhängig von anderen Gebäuden funktionieren müssen, um ein Überleben aller zu gewährleisten.
Dies alles jedoch unter Befolgung eines zu Beginn aller Gestaltungsmaßnahmen auszuarbeitenden Generalplans, der das gesamte Ortszentrum berücksichtigt (Grobplanung). Derzeit hat es für uns den Anschein, als ob man auf dieses für ein positives Gelingen des Ganzen unbedingt erforderliche Instrument verzichten möchte, und statt dessen Einzelprojekte an unterschiedliche Ausführungsplaner möglichst schnell vergeben will. Mit dieser Vorgangsweise wird jedes Einzelprojekt für sich selbst optimiert, man wird jedoch kaum eine in sich abgestimmte Lösung für das gesamte Ortszentrum erreichen können.
Nun bekamen wir die Information, dass der Gemeindevorstand über Nutzungsverschiebungen von Öhlinger-Haus, Haus der Begegnung und Zentrumspark beraten und diese festlegen wird. Wir hoffen, dass der Gemeindevorstand die oben angeführten Überlegungen ebenso akribisch ausgearbeitet hat, wie wir – denn es ist aus unserer Sicht sehr gefährlich, solch wichtige Entscheidungen im Kreise weniger Personen und ohne Einbeziehung von Expertisen und der Bevölkerung zu treffen. Sollte der Gemeindevorstand dies wünschen, können wir unsere Hintergedanken zu den Konzepten gern noch einmal dazu erläutern.
Jetzt werden die Weichen gestellt: Soll das Zentrum von Hörsching wieder nachhaltig und selbsterhaltend belebt werden – oder wird die Aneinanderreihung von Gebäuden einigen Wohnbauträgern viel Geld bringen, aber der Ortsplatz doch endgültig aussterben? Sollen sich die Hörschinger wieder stolz auf ihre Gemeinde fühlen – oder wird Hörsching doch nur ein weiterer Vorort von Linz, in dem die Einwohner anonym leben?

 

Viel Zeit vergangen:

Seit unserer Masterplanvorstellung im Mai 2013 sind beinahe 3 Jahre verstrichen und einige weitere Türen geöffnet worden. Von unserer Seite wurde viel Druck im Hinblick auf die strukturierte Umsetzung gemacht, im ersten Schritt sollte ein „Big Picture“ – ein sogenanntes Gesamtbild der Ortsplanung – entstehen, an das man sich dann Schritt für Schritt und je nach finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde mit der Umsetzung nähert, doch das ist leider nicht mit dem von uns als selbstverständlich erachteten politischen Umsetzungsengagement betrieben worden. Wir haben verstanden, dass die politischen Uhren langsamer ticken, Entscheidungen in Hösching nicht rasch getroffen werden können, sondern als erstes unterschiedliche Ausschüsse durchlaufen müssen, doch dass nun die vergeudete Zeit plötzlich in einer unkoordinierten und nicht nachvollziehbaren Hauruck-Aktion kompensiert werden soll, können wir nicht nachvollziehen.

Verleihen Sie einer strukturierten und sinnvollen Umsetzung Nachdruck:

Wir vom Ortsentwicklungsverein arbeiten daran, dass die Weichenstellung in Richtung nachhaltiges, selbsterhaltend belebtes Zentrum das durch sinnvolle Investitionen erreicht wird,  doch benötigt es auch zusätzlicher Betonung dieses Wunsches aus der Bevölkerung in Richtung politischer Vertreter. Wenn auch Ihnen diese Weichenstellung wichtig ist, werden Sie aktiv: Sprechen Sie mit den politischen Vertretern aller Fraktionen über Ihre Gedanken dazu, schreiben Sie uns an info@oevh.at oder diskutieren Sie Ihre Ideen mit unserem Bürgermeister oder Amtsleiter.
Helfen auch Sie mit, dass die Jahrhundertchance, Hörsching wieder in einen nachhaltig belebten, lebendigen Ort zu verwandeln, nicht mit Füßen getreten und verpfuscht, sondern positiv im Sinne der Menschen die sich in Hörsching zuhausefühlen wollen genutzt und umgesetzt wird!

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